10. Inhalte der Sozialistischen Blätter
Werner Blumenberg verfasste die Beiträge für die Sozialistischen Blätter überwiegend selbst. Walter Spengemann lieferte politisch wichtige Nachrichten und Beiträge aus ausländischen Zeitungen und Zeitschriften, die er übersetzt hatte. Später schrieb er vermutlich eigenständige Artikel und soll, eigenen Worten zufolge, die gesamte Berichterstattung über die Außenpolitik übernommen haben. Beim Abhören ausländischer Sender unterstützten ihn seine Mutter Luise Spengemann und seine Verlobte Ilse Steinitz, die als Jüdin allerdings bald nach London, später nach New York, emigrierte. Nach Spengemanns Ausscheiden im Frühjahr 1936 übernahm Heinz Wille die Übersetzungsarbeiten.
Innenpolitische Berichte liefen in den Sozialistischen Blättern immerfort auf eine fundamentale Kritik des NS-Regimes hinaus. Angeprangert wurde die allgegenwärtige Korruption im NS-Staat. Zahlreiche Fälle von Betrug und Bestechung bei NS-Führern wurden dargelegt und zum Anlass genommen, dass Bild des System marode, korrupt und kriminell zu zeichnen.
Anlass zur Polemik gegen die NS-Führung gaben Artikel und Aufsätze, die "gegen den Strich" gelesen, kommentiert und kritisiert wurden. Der Analyse innenpolitischer Ereignisse wurde ebenfalls viel Platz eingeräumt, der Umgang des Nationalsozialismus mit der Arbeiterschaft anhand aktueller Ereignisse thematisiert. Häufig aufgegriffen wurden die Kriegsvorbereitungen des NS-Staates, Hitler wurde als Kriegstreiber entlarvt.
Auf sehr breitem Raum fand auch die Auseinandersetzung mit der eigenen Situation statt sowie die Kritik am Versagen der alten Führer der Arbeiterbewegung. Häufig folgte in Artikeln, die sich mit der NS-Politik beschäftigen, die inhaltliche Wende zur Sozialistischen Front. Es ging vor allem darum, die Vergangenheit und die Ursachen zu ergründen, die zum Erstarken des Nationalsozialismus geführt haben, sein mögliches Ende zu analysieren und ein politisches, sozialistisches Zukunftsbild zu entwerfen.
Berichte über die Widerstandsarbeit fanden sich erwartungsgemäß selten in den Sozialistischen Blättern, doch gab es viele Warnungen vor Spitzeln sowie Appelle an die Leser, bei ihren widerständischen Tätigkeiten die nötige Vorsicht walten zu lassen.
Um niemanden auf die Fährte der Sozialistischen Front zu führen, wurde der Erscheinungsort häufig geändert und verwies auf Orte fern von Hannover. Die Gestapo wusste lange Zeit nicht, dass diese Gruppe von Hannover aus agierte.
Die Sozialistischen Blätter wollten mobilisieren, solidarisieren und die antifaschistische Arbeit organisieren. Sprache und Inhalte, besonders in der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus, sind sehr emotional. Das Vokabular war stark marxistisch geprägt und appellativ. Bis zum Schluss wollten die Sozialistischen Blätter eine Zeitung für den innerdeutschen Widerstand sein, die ihre Leser auch moralisch stärkte. Wenn sich schon das NS-System mehr und mehr durchsetzte, dann sollten wenigstens die Sozialistischen Blätter dagegen halten.