12. Die Abteilungen
Mitte 1934 wurde der Name „Sozialistische Front“ geprägt, um den Eindruck zu erwecken, es handele sich um eine Sammelorganisation der unterschiedlichsten sozialistischen Richtungen. Als Abteilungsleiter sollten, nach Blumenbergs Grundsatz, nur moralisch einwandfreie und angesehene Personen eingesetzt werden, möglichst frühere Parteimitglieder mit Autorität oder ehemals gewerkschaftlich Organisierte. Franz Nause gab an, er habe nach Rücksprache mit Blumenberg neun Abteilungsleiter selbst eingesetzt. Darüber hinaus gewann er viele Unterverteiler und Leser der Sozialistischen Blätter.
Die Mitarbeiter der Sozialistischen Front und Leser der Sozialistischen Blätter kamen ausnahmslos aus der SPD, der SAJ, dem Reichsbanner mit Schufo und Jungbanner, sowie den gewerkschaftlich angeschlossenen Organisationen. Nach deren Verbot 1933 konnte sich die Sozialistische Front auf fortbestehende Kommunikationszusammenhänge, aber auch auf innerbetrieblichen Kontakte der sozialdemokratischen Arbeiterschaft stützen.
Aufgabe der Abteilungen war das Verteilen der von Werner Blumenberg verfassten und herausgegebenen Sozialistischen Blätter an zuverlässige Personen. Hierbei wurde auf persönliche Verbindungen zurückgegriffen, die nicht nur in der gemeinsamen SPD-Vergangenheit, sondern auch in anderen kulturellen und sozialen Vereinigungen wurzelten, darunter die Arbeiterwohlfahrt, die Naturfreunde, Freireligiösen Gemeinden, die Kinderfreunde (Rote Falken), Turnvereine, der Volkschor oder ein Kaninchenzüchterverein. So manche Verteilergruppe bestand aus in Lohn und Brot stehenden Arbeitern bei der Hanomag, in den Ferdinand Sichel-Werken oder bei Wohlenberg, der Saline Egestorffshall und Reemtsma.
Den Organisationsrahmen bildeten die Wohnquartiere und nicht die Betriebe, die, so Blumenberg, von Spitzeln durchsetzt waren. Hierin lag ein wichtiger Unterschied zur KPD, die die Bildung von Betriebszellen als besonders wichtig herausgestellt hatte.
Innerhalb des Stadtgebietes Hannover gliederte sie sich die Sozialistische Front in Abteilungen. Ihre Zahl blieb mit insgesamt elf jedoch weit unter den ehemals 40 der früheren hannoverschen SPD. Die einzelnen Abteilungen der Sozialistischen Front unterschieden sich in ihrer Zusammensetzung, ihrem Umfang und der Größe des Verteilungsgebietes beachtlich voneinander.