6. Das Entstehen der Widerstandsorganisation

Ende Juni 1933 begannen Werner Blumenberg und Franz Nause diejenigen zu sammeln und in einem Netzwerk zu vereinen, die in Opposition zum legalistischen Parteivorstand standen. Unterstützung erhielten sie dabei von Willy Wendt. Außerdem nahm Blumenberg Ende September 1933 Kontakt mit Walter Spengemann auf, der das Jungbanner — mit stark reduzierter Mitgliederzahl — illegal weiterführte.

In der im Januar oder Februar 1934 in Umlauf gebrachten Flugschriften "Wie lange noch Hitlerdiktatur? Die Bilanz des ersten Jahres" tauchte der Begriff "Sozialistische Front" zum erstenmal auf. Er schien hier noch eher programmatisch gemeint zu sein, wenn es hieß, dass nur "eine einheitlich und straff organisierte neue Bewegung, die die ganze Arbeiterklasse umfasst", sowohl Hitler mit seinem Schandreich stürzen, als auch die sozialistische Republik errichten könne. 

Einige Wochen später, auf der letzten Seite der Flugschrift vom April 1934, zeichneten die Herausgeber am Ende zum erstenmal mit dem Kürzel "S.F."; und in der Maizeitung 1934 präsentierte sich die Bezeichnung "Sozialistische Front" selbstbewusst auf dem Titelblatt. 

Werner Blumenberg strebte an, "nach außen" den Eindruck einer sozialistischen Sammelbewegung zu erwecken. Der dahinter stehende Gedanke war, das die Arbeiterschaft nicht mehr auf dem Boden der SPD stehen und nichts mehr mit den alten Parteien zu tun haben solle, sondern bereits eine vollendete Einigungsbewegung der deutschen Arbeiterklasse" darstelle würde.

Abgesehen von einigen SAP-Mitgliedern ist die Sozialistische Front jedoch zu keiner Zeit über den Kreis ehemaliger Sozialdemokraten hinaus gelangt. Nach der anfänglichen Opposition gegen den inaktiven und legalistischen SPD-Parteivorstand verbreiterte sich zwar 1934 und 1935 die Basis, einen Zuwachs durch Mitglieder anderer Arbeiterparteien gab es jedoch nicht. Stärker aktiviert wurde hingegen das sozialdemokratische Milieu bis hin zu den Kreisen, die dem alten Parteivorstand bis dahin sehr nahe standen. Trotzdem hielt Werner Blumenberg an dem Gedanken fest, die Sozialistische Front sei die Verwirklichung der Einheitsfront.

„… nach den ersten Gesprächen war ich ein bißchen ...

„… nach den ersten Gesprächen war ich ein bißchen schockiert. Ich habe mir einfach nicht vorgestellt, dass wir zu der Zeit eine illegale Gruppe aufbauen mussten … und dass wir richtig gehandelt haben damals, ist mir erst gekommen, als ich meine 21 Tage oder 20 Tage da im Bau gesessen habe. Und habe gedacht, was doch die Nazis für eine Gewalt über die Menschen haben, ist doch gut, dass wir so etwas gemacht haben.“
Quelle: Interview mit Fritz Wulfert, 1987
Aufnahme in Sepia, Getümmel mit Demonstranten und Polizisten vor dem Gewerkschaftshaus

Protest vor dem Gewerkschaftshaus in Hannover, 19. Februar 1933

© Privatbesitz
Protest vor dem Gewerkschaftshaus in Hannover, 19. Februar 1933
© Privatbesitz
Schrift schräg von links unten nach rechts oben mit einer handgemalten roten Fahne, Strophe des Liedes mit Schreibmaschine geschrieben

Maizeitung der Sozialistischen Front 1934 mit der dritten Strophe des Liedes "Brüder seht die rote Fahne" von Edwin Hörnle (1921)

© Historisches Museum Hannover
Maizeitung der Sozialistischen Front 1934 mit der dritten Strophe des Liedes "Brüder seht die rote Fahne" von Edwin Hörnle (1921)
© Historisches Museum Hannover

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