7. Aufbau der Organisation
Den Kopf der Sozialistischen Front bildeten Werner Blumenberg als "geistiger Leiter und Organisator", und Franz Nause und Willy Wendt als "technische Leiter". Blumenberg war nicht nur für die Konzeption der "Sozialistischen Blätter" verantwortlich, sondern schrieb auch die meisten Beiträge selbst. Franz Nause und Willy Wendt übernahmen sowohl den Aufbau und die Leitung der Organisation in der Stadt Hannover, als auch die technische Herstellung der "Sozialistischen Blätter" sowie deren Vertrieb. Aus Sicherheitsgründen traten sie lediglich als Verbindungsmänner zur "Zentrale" auf.
Zu diesen Tätigkeiten zog Franz Nause schon bald seine Verlobte Auguste Breitzke hinzu, die nach der Verhaftung Wendts im März 1935 weitgehend dessen Funktionen und schließlich die Verteilung der Zeitschriftenpakete übernahm. Zum engeren Führungskreis gehörte außerdem, spätestens seit dem Übertritt der letzten Jungbannermitglieder in die Sozialistische Front 1934, Walter Spengemann. Er hatte die Sammlung und Übersetzung von Nachrichten aus ausländischen Zeitungen übernommen, damit sie in den Sozialistischen Blättern verarbeitet werden konnten. Darüber hinaus war er für den Versand der Sozialistischen Blätter außerhalb Hannovers und ins Ausland zuständig.
Die Sozialistische Front sollte nach konspirativen Grundsätzen gemäß dem allgemein verbreiteten System der Fünfergruppen organisiert werden. Allerdings wurde dieses System nicht eingehalten; die Gruppengröße und die innere Struktur der einzelnen Abteilungen variierten stark.
Während sich der SPD-Ortsverein vor 1933 in 40 Abteilungen gliederte, waren für die Sozialistische Front ursprünglich 12 Abteilungen vorgesehen, um die Stadt Hannover abzudecken - elf kamen zustande. Die örtlichen Mitgliederschwerpunkte der Sozialistischen Front lagen in den Arbeitervororten Linden und Ricklingen.
Obwohl es angestrebt wurde, war die Sozialistische Front letztlich keine nach einem einheitlichen System aufgebaute konspirative Organisation. Durch "Funktionärsschreiben" an die Abteilungsleiter sowie Verhaltensregeln und Appelle zur Vorsicht in den Sozialistischen Blättern sollten die Mitglieder zu umsichtigerem Verhalten angeregt werden. Die erste größere Verhaftungsaktion zwischen Februar und April 1935 zeugte davon, dass dies nur unvollständig gelang.