1. Das Pioniersystem der SPD von 1932

Die in Hannover erscheinende sozialdemokratische Tageszeitung „Volkswille“ stellte am 31. Juli 1932 nach einer Großkundgebung der Eisernen Front befriedigt fest: „Rot sind die Fahnen, die über Linden wehen, rot werden sie bleiben, mag sich die SA auch unter dem Schutz der Polizei dicke tun, sie schlägt nicht Bresche in dieses rote Arbeiterviertel.“ 

Während des Aufstiegs der NSDAP konnte die SPD zwar ihren Wählerstamm halten, hatte jedoch den Stimmengewinnen der Nationalsozialisten wenig entgegenzusetzen. Im Frühjahr 1932 erließ der SPD-Parteivorstand die Einführung eines "Pioniersystems" mit folgenden Zielen: 

  1. Wirkungsvollere propagandistische Beeinflussung der Öffentlichkeit (Wählerschaft),
  2. Mobilisierung, Verwertung und Entwicklung aller aktiven Mitglieder in der Partei und in den der Partei befreundeten Organisationen,
  3. Herstellung einer engeren Verbundenheit zwischen den Generationen (Partei und Jugend) durch gemeinsame Arbeit,
  4. Erschließung, Schulung und Einschaltung des Nachwuchses in die Parteifunktionen,
  5. Neubelebung der Parteiaktivität, Verbreiterung ihrer Basis.

 

Weder das bestehende Organisationsgefüge der Partei noch die Aufgaben sollten verändert werden.

"Da war nur Werner Blumenberg da. Werner Blumenberg hat uns das ...

"Da war nur Werner Blumenberg da. Werner Blumenberg hat uns das entwickelt, um was es ging. Und natürlich vorher vertraulich."
Quelle: Interview mit Fritz Wulfert durch Herbert Obenaus und H.-D- Schmid, 1987
Aufmarsch mit Musikkapelle durch eine nicht sehr breite Straße, Begleitung durch viele schaulustige Personen

Reichsbanneraufmarsch auf dem Klagesmarkt, 1932

© Walter Ballhause-Archiv
Reichsbanneraufmarsch auf dem Klagesmarkt, 1932
© Walter Ballhause-Archiv

Glossar

  • "Volkswille"

    "Volkswille"

    Der "Volkswille" war eine sozialdemokratische Tageszeitung, die erstmals unmittelbar nach der Aufhebung des Sozialistengesetzes am 1. Oktober 1890 erschien. Sie war das Sprachrohr einer SPD-Führung, die einen gemäßigten und legalistischen Kurs verfolgte. Der jeweilige örtliche Parteivorstand führte die Aufsicht.

    Alle SPD-Mitglieder waren zum Abonnement des „Volkswille“ verpflichtet.

    1930 arbeiteten in den drei Abteilungen des „Volkswille“ – Buchhandlung, Druckerei und Zeitung – 153 Arbeiter und Angestellte. Deren Emblem, drei Pfeile, wurde nach der Gründung der Eisernen Front  1932 in den Titel aufgenommen. Zu dieser Zeit lag die Auflage bei etwa 60.000 Exemplaren. Ein bekannter Redakteur aus dieser Zeit war Arno Scholz.

    Nach der Besetzung des Gewerkschaftshauses am 1. April 1933 musste der Maschinenpark der nationalsozialistischen "Niedersächsischen Tageszeitung" (NTZ) überlassen werden.

    Nachfolgerin des "Volkswille" wurde ab dem 18. Juli 1946 die "Hannoversche Presse".