Werner Blumenberg: Erfahrungen in der illegalen Arbeit
Werner Blumenberg schrieb seine Erfahrungen der Jahre 1933 bis 1936 vermutlich im November 1936 im holländischen Exil auf 96 Seiten nieder. Er merkte an, dass er wesentliche Teile "einer im Mai-Juni 1936 verbreiteten etwa fünfzig Seiten starken Funktionärsschrift" rekonstruieren würde. Da diese Schrift in den Funktionärskreisen durchgearbeitet und diskutiert worden sei, wäre die "Denkschrift" also keine Privatarbeit, sondern das Diskussionsergebnis Vieler.
Copyright: Wera Dillo-Blumenberg
Technische Blätter zur Herstellung von Flugblättern mit verschiedenen Verfahren
Diese vermutlich um 1935 im KPD-Umfeld entstandenen "Technischen Blätter zur Herstellung von Flugblättern mit verschiedenen Verfahren" geben Hinweise auf Möglichkeiten, wie Flugschriften mit selbstgebauten Mitteln vervielfältigt werden können. Sie beschreiben das Lehm- und Ton-Verfahren, das Stempeldruckverfahren, den Hundertfachstempel, das Hektografieren und auch das Wachsplattenbeschreiben, das durch die Hersteller der Sozialistischen Blätter verwendet wurde. Zusätzlich kann der Leser erfahren, wie er einen Abziehapparat selbst bauen bzw. einen Linoleumschnitt oder eine Gummiwalze herstellen kann.
Sozialistische Blätter, 1935, Nr. 3
Inhalt:
- Schacht als Demagoge und Politiker.
- Zehn Gebote, die sich jeder genau einzuprägen hat!
- Nationalfaschistische Schulungsarbeit. Wie die Polizeibeamten verblödet werden sollen.
- Vom Kapitalismus darf nicht gesprochen werden!
- Umbildung der Reichsregierung?
- Spaltung in der SPD?
- Unterhaltung über die Internationale.
Herausgeber: Sozialistische Front (NWD II - 35/3)
Sozialistische Blätter, 1935, Nr. 3
"Zehn Gebote, die sich jeder genau einzuprägen hat!"
Im Februar und März 1935 waren elf aktive Mitarbeiter der Sozialistischen Front aufgrund einer Denunziation verhaftet, und im Juli 1935 zu mehrjährigen Zuchthausstrafen verurteilt worden. In der folgenden Ausgabe der Sozialistischen Blätter (35/3) rief Werner Blumenberg zu erhöhter Wachsamkeit auf und gab die "Zehn Gebote, die sich jeder genau einzuprägen hat!" sowohl den Verteilern als auch den Empfängern der Flugschrift zur Kenntnis.
Herausgeber: Sozialistische Front (NWD II - 35/3)
Sozialistische Blätter, erste Hälfte Dezember 1935
Inhalt:
- Der faschistische Elendswinter.
- Die Wahlen in England.
- Mussolinis Lage wird schwieriger.
- Eine beachtenswerte Gerichtsverhandlung.
- Die Stachanow-Methode.
- Achtung, Spitzel in den Betrieben!
- Lutzes Juwelen.
- Hungerminister Darré verhöhnt das Volk!
- Ein Jude als Vertreter des Hitlerdeutschlands.
Herausgeber: Sozialistische Front (Magdeburg)
Sozialistische Blätter, Januar 1936
Inhalt:
- Unsere Pflicht zur politischen Betätigung.
- Die Systembonzen in der Verteidungsstellung.
- Eine zeitgemäße Erinnerung: Gauleiter Koch über den Reichslügner Goebbels.
- Sie reden wieder vom Sozialismus.
- Die deutsche Arbeiterklasse und der imperialistische Krieg.
- Die deutschen Emigranten.
- Man lebt von der Erinnerung.
- Rüstet zur Vertrauensratswahl!
Herausgeber: Sozialistische Front Magdeburg. (NWD)
Sozialistische Blätter, März 1936
Inhalt:
- Die ewige Front.
- Unsere Vertrauensmänner. Wie stellen wir uns zur Vertrauensratswahl?
- Die Einkreisung des Hitlerreiches: Die Pariser Besprechungen. - Der französisch-russische Pakt. - Polens Verstimmung. - Faschistische Kriegsführung. - Hitlers Geheimrüstungen. - Das Ausland zu unserem Kampf gegen Hitler.
- Gustloff und Leon Blum.
- Die Wahlen in Spanien.
- Schacht in Nöten.
- General Görings Geburtstagsfeier.
Sozialistische Front (1936)
Sozialistische Blätter 1936, Nr. 6
Inhalt:
- Bürgerkriegsübungen gegen die Arbeiterklasse.
- Der Wahlsieg der Arbeiterklasse in Frankreich.
- Nationalsozialistischer Wunderglaube und wirtschaftliche Tatsachen.
- Keine wissenschaftliche, sondern aktivistische, kämpferische Politik.
- Gegen Unklarheiten und Phantastereien. Zur Berichtigung gefährlicher Irrtümer.
Herausgeber: Sozialistische Front Magdeburg (N.W. 36/6).
Sozialistische Blätter, 1936 Nr. 7
Inhalt:
- Das System rüstet sich für den Ernstfall. Die früheren sozialdemokratischen und kommunistischen Funtionäre werden aus den Rüstungsbetrieben entlassen.
- Vereinheitlichung der Polizeigewalt in der Hand der SS.
- Vorsicht, Verhaftungen!
- Emigrantenkirche aus Arbeitergroschen.
- Die neue Rolle des Völkerbundes.
- Volksgesundheitspolitik des Faschismus. Die Unfruchtbarmachung, ihr Umfang und ihre Handhabung.
- Terror in Danzig.
- "Altpreußische Einfachheit" bei Görings Jagdgesellschaften.
- Gestapo gegen die Kunst.
- Schikane im Arbeitsdienst.
Herausgeber: Sozialistische Front Magdeburg (NW, 36/7)
Sozialistische Blätter, 1936 Nr. 8 (unvollständig?)
Inhalt:
- Was ist in Deutschland "illegal"?
- Faschistischer Bürgerkrieg in Spanien.
- Wer die Wahheit über Bonzen sagt, fliegt ins Zuchthaus.
- Die französische Volksfront-Regierung verstaatlicht die Rüstungsindustrie.
- Das Recht auf die Futterkrippe.
- Nazi-Lump Greiser vor dem Völkerbund.
- Vor einem faschistischem Putsch in Danzig?
- Sie können die Wahrheit nicht einmal von ihren Freunden hören.
- Protestschreiben der Bekenntniskirche an Hitler.
Der Umfang von acht statt der üblichen zehn Seiten sowie das Fehlen des Impressums und des Hinweises auf die Herausgeberschaft lässt vermuten, dass dieses Exemplar unvollständig überliefert ist.
Urteil des Volksgerichtshofes
Der Prozess gegen die Hauptbeschuldigten der Sozialistischen Front wurde vor dem 1. Senat des Volksgerichtshofes in Berlin geführt. Er fällte das Urteil am 23. September 1937. Franz Nause und Walter Spengemann erhielten zehn Jahre Zuchthaus, Brunhilde Schmedes vier Jahre, Heinz Wille fünf Jahre, Ludwig Schneider zwei Jahre und sechs Monate und Auguste Breitzke zwei Jahre Zuchthaus.
Gerichtsgefängnis Hannover
Im Gerichtsgefängnis Hannover war Platz für 124 weibliche und 690 männliche, also 814 Gefangen. In den Jahren 1936/37 war das Haus täglich mit durchschnittlich 1 019 Häftlingen belegt. Außerdem diente es bis September 1937 als Hinrichtungsstätte. Das "Vollzugsinstrument" war eine von einem hannoverschen Architekten erfundene und 1871 aufgestellte "Fallschwertmaschine". Diese Guillotine wurde dann in das Gefängnis Wolfenbüttel verlegt, das bis über das Kriegsende hinaus als Hinrichtungsstätte für große Teile Nord- und Westdeutschlands diente. Wie viele Todesurteile hier vollstreckt worden sind, ist nicht bekannt.
(Wolf-Dieter Mechler, Historisches Museum Hannover)
Rechts die Zentrale im Hauptgebäude, um 1930